Denkzettel

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Norbert Wickbolds Denkzettel

Hier werden in einer locker erscheinenden Reihe durch oftmals ungewöhnliche Denk- und Sichtweisen in einer meist humorvollen Weise Lebensthemen erörtert. Dies ist auf zwölf kleine Seiten, die in jede Jackentasche passen, beschränkt. Mit meinen Zetteltexten möchte ich meine interessierten Leser zu ungewohnten Denkweisen anregen. Deshalb habe ich sie Denkzettel genannt. Den Auftakt bildet die Erörterung des Henne-Ei-Paradoxons. Darin heißt es:

»Da es sich hierbei um eines der letzten ungelösten Fragen der Menschheit handelt, kann auch ich nicht der Versuchung widerstehen, hierzu ein paar Worte zu verlieren.«

Diese Texte sind also durchaus nicht immer ganz ernst zu nehmen. Vielleicht kommen Sie bei deren Lektüre ins Schmunzeln und es fällt Ihnen anschließend leichter, Altbekanntes neu zu betrachten und es auf bisher ungeahnte Weise zu bedenken…

Kopfkrieg oder: Die Dummen sterben nie aus! (Auszug)

Seit einiger Zeit schleicht in manchen Köpfen tatsächlich jemand herum. Zuerst hatte ich geglaubt, es handle sich um ein Gespenst oder um ein Hirngespinst. Sie werden es nicht glauben, aber es ist leider wahr. Ein ganz entfernter Verwandter. Es soll ein Urahne aus Alzheim sein. Woher die Leute wissen, dass der aus Alzheim kommen soll hab‘ wieder vergessen. Das ist scheinbar so eine Art Neandertaler. Der kennt sich mit dem Abstauben von Vergangenheit aus. Bisher glaubte man, er sei längst ausgestorben. Seit dem die Menschen immer älter werden, haben sie auch immer mehr Vergangenheit. Und in diesen vielen Vergangenheiten verbergen sich unendlich viele geheime Erinnerungsschätze. Die schlummern unbeachtet verborgen in alten Umzugskatons auf so manchen dunklen Dachkämmerlein. Und so findet er reichlich Nahrung und breitet sich aus. Vielleicht betreibt der ja heutzutage ein Entrümpelungsunternehmen. Nur das vertrackte ist, dass der völlig ungefragt mit seinem Onkeltrick kommt!

Also jetzt muss ich ganz persönlich werden: Falls der bei Dir auftauchen sollte, lass diesen Herrn auf keinen Fall rein! Du wirst ihn nicht mehr los und der bringt Dir alles durcheinander. Stück für Stück beraubt er Dich all deiner Schätze. Erst heimlich und fast unmerklich. Doch mit der Zeit wird er immer unverschämter. Er macht schließlich am helllichten Tag Beute. Und du kennst Dich bald gar nicht mehr aus. Und wenn Du dann was suchst, brauchst Du den Alzheimer gar nicht erst zu fragen. Der gibt Dir keine Auskunft. Der streitet alles ab. Was der einmal hat, das gibt der nicht wieder raus. Aus und vorbei. Weg ist weg. So‘ n bisschen kommt mir der mysteriöse Herr ja schon wie ein Gespenst vor. Gesehen hat ihn jedenfalls noch niemand. Nur wenn die Erinnerungen allmählich alle verschwinden, glauben alle, dass müsse wieder ein Werk von Onkel Alzheimer sein. Zugegeben, das spielt sich alles nur im Kopf ab. Fragt sich nur in welchem. Okay, das war jetzt gemein.